Technische Videoanleitungen – für Nutzer produziert, und normgerecht
- bhoffmann

- vor 19 Stunden
- 3 Min. Lesezeit
Kürzlich hat mir ein Gesprächspartner von einem Unternehmer berichtet, der seine Bedienungsanleitungen als Video bereitstellt. Ja, liegt im Trend. Allerdings hatte ich mich noch nicht damit befasst. Den Einsatz kann ich mir gut vorstellen, etwa in der Industrie: Das Wartungspersonal zieht die Anleitung als Video von Smartphone oder Tablet heran.
Nutzererfahrung (UX) setzt sich in den Normen durch
Allerdings warf ich im Gespräch gleich ein – als ‚strenge‘ Technische Redakteurin –, ein solches Video müsse sehr gut aufgebaut sein. Immer die Anwender, die Nutzererfahrung (User Experience, UX) im Blick. Das fiel mir als Erstes ein. Denn mittlerweile dreht sich in den Normen und Gesetzen fast alles um Verständlichkeit für die Nutzer.
Wie schreibe ich gekonnt für die Anwenderin?
Wie schaffe ich eine ansprechende Navigation?
Wie spreche ich die Bediener an?
Darüber habe ich mich zum Beispiel in meinem Blogbeitrag: UX-Writing – Nutzer für die Software begeistern ausgelassen.
Von der Softwaredokumentation zur Videoanleitung
Wie Videoanleitungen zu produzieren sind, dazu gibt es eine neue Norm: ISO/IEC/IEEE 26516. Berichtet hatte ich bereits vor einiger Zeit – unter Softwaredokumentation – von der Normenreihe ISO/IEC/IEEE 2651x.
Da geht es etwa um Anforderungen an Ankäufer und Lieferanten, an Designer und Entwickler, in einer agilen Umgebung. Die Darstellung der Norm ISO/IEC/IEEE 26516 stand damals noch aus.
Nutzer und Umgebung/Situation im Fokus
Nun habe ich erfahren, was ja logisch ist, dass beim Video die tatsächliche Situation der Nutzer im Fokus steht, ihre Umgebung, ihre Erfahrungswelt. Das erläutert Florian Kadelbach, Geschäftsführer der Yntro GmbH – unter vielem anderen – in dem Artikel ‚Videoanleitungen, die man gerne nutzt‘ (veröffentlicht in TK Technische Kommunikation, die Mitgliederpublikation des Verbandes TEKOM.)
Dazu habe ich mir Gedanken gemacht: Befindet sich der Anwender in einem Büro, in einer Werkshalle, draußen ... hat die Nutzerin ausreichend Zeit, sich mit der Videoanleitung zu beschäftigen oder muss alles sehr schnell gehen? Geht es um einen Anwender mit vertieften Kenntnissen (Technikerin) oder eine Hilfskraft ... Einiges, das mir dazu eingefallen ist.
Konkrete Persona entwickeln statt Beschreibung der Zielgruppe
Florian Kadelbach empfiehlt, eine konkrete Persona zu entwickeln und sich nicht mit der Beschreibung einer Zielgruppe zufriedenzugeben. Beruf/Tätigkeit, Arbeitsumfeld, Netzbedingungen ... definieren. Im Artikel stellt er eine Servicetechnikerin vor, die viel unterwegs ist, unter Zeitdruck, mit nicht immer stabilem Netz.
Vielleicht geht es auch um wechselnde Bediener einer Maschine, fällt mir dazu ein, in der Werkshalle ist es laut, vielleicht ist Schutzkleidung vonnöten, die die Bedienung erschwert.
Was braucht die Person in der gegebenen Situation?
Was könnte den reibungslosen Verlauf behindern?
Da die Persona Servicetechnikerin nicht viel Zeit hat, ist ein schneller Zugang erforderlich.
Die Persona angelernte Wartungskraft wiederum muss sich auf die Aufgabe konzentrieren. Einfache, aus allgemeinen Anwendungen (Smartphone, Laptop) bekannte Oberflächen unterstützen das besonders.
Technische Videoanleitungen für Nutzer: Wohlüberlegte Bedienoberfläche mit Fehlerresistenz

Was ich als Anregung aus dem Artikel besonders wichtig finde. Die Bedienoberfläche muss absolut top sein. Der Monteur zum Beispiel muss jederzeit schnell stoppen können, zurückspulen. Steuert die Technikerin den falschen Button an, muss sie das schnell korrigieren können. Mit mehreren Möglichkeiten.
Reale Anwender als Basis, Prototyp entwickeln und beim Nutzer testen
Für die Entwicklung einer Persona müssen selbstverständlich die realen Anwender befragt werden, mahnt der Autor, wann, wo, wie sie nutzen, was ihnen wichtig ist, was sie brauchen. Aus den Ansätzen sollte ein Prototyp entwickelt werden.
Und dann: Testen. Und zwar bei den involvierten Personen. Wie viel Zeit kostet die Umsetzung? Wie verständlich ist die Videoanleitung? Sind die Warnhinweise warnend genug? – Hier ein Video, das Yntro entwickelt hat. Als Anschauungsmaterial.
Filme richtig unterteilen, mit Regulation von Geschwindigkeit und Zwischentiteln
Technische Videoanleitungen für Nutzer: Bisher habe ich nur die Bedienanforderungen beleuchtet. Doch die Filme müssen natürlich auch aufgenommen und gestaltet, systematisch aufgebaut werden. Ich gebe einige Punkte in etwa wieder, die im Artikel stehen und der Norm entnommen wurden:
Die Videos sollen in klare, nachvollziehbare Segmente gegliedert werden (Kapitelmarker, Progressbar-Übersicht, Zwischentitel).
Nutzer müssen Kapitel und Themen des Videos gezielt ansteuern können.
Abspielgeschwindigkeit anpassen, und Bedienungshilfen integrieren.
Videos müssen stabil laufen, auch wenn die Internetverbindung schwach ist.
Bestimmt haben Sie bereits Videos produziert, privat oder geschäftlich. Mit dem nun angeeigneten Wissen können Sie etwa Tutorien auf YouTube kritisch anschauen. Canva wiederum bietet einen Video-Editor an. Oder Sie wenden sich an einen professionellen Anbieter.
Bei allem, ich wiederhole mich: Stellen Sie immer die Nutzer in den Fokus, beachten Sie die Situation, produzieren Sie einen Prototyp ... und testen Sie.
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