Immer wieder heißt es, der größte Teil des Kunststoffmülls im Meer stamme aus reichen Ländern. Das ist falsch. Zum einen stammt nur ein kleiner Teil des Aufkommens aus Flüssen in Europa und Nordamerika. Zum anderen ist auch der Anteil des Plastikmülls, der über Exporte nach Übersee gelangt, nur gering.
Daher würde ein Ende des Plastikhandels nur wenig dazu beitragen, die Plastikverschmutzung der Meere zu reduzieren. Was wirklich benötigt wird, ist ein besseres Abfallmanagement weltweit. Das anzupacken, wäre die richtige Ansage.
Natürlich sollte Kunststoff auch nicht unnötig erzeugt werden. Es gibt deutliches Einsparpotential, etwa bei Verpackungen, oder alternativen Materialien, die verrotten.
Der Handel mit Plastikmüll beträgt lediglich 2 Prozent des anfallenden Mülls
2020 wurden weltweit rund 5 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle gehandelt. Das sind 2 Prozent der 350 Millionen Tonnen Plastikabfälle, die jährlich anfallen.
Dabei hat die Einfuhr von Kunststoffen, der Handel mit Plastikmüll oft wirtschaftliche Vorteile: Recycelte Kunststoffe können für andere Waren wiederverwendet, verarbeitet werden. Dies ist oft billiger als Kauf oder Herstellung von Neuware.
Die restlichen 98 Prozent werden im Inland entsorgt. Sie werden in dem Land deponiert, recycelt oder verbrannt, in dem der Abfall erzeugt wurde.
Überhaupt ist seit 2010 die Menge der gehandelten Kunststoffabfälle um zwei Drittel gesunken. China hat 2018 die Importe an Plastikmüll radikal reduziert, Von mehr als der Hälfte des weltweit gehandelten Plastikmülls auf unter 1 Prozent. Wegen Umwelt- und Gesundheitsbedenken durch kontaminierten Abfall. Allerdings verstärkten Länder wie Malaysia, Vietnam, Indonesien, die Philippinen und die Türkei daraufhin die Importe.
Export und Import von Plastikmüll in Europa hält sich die Waage
Europa exportiert am meisten Plastik, importiert aber auch am meisten.
Der meiste Kunststoff in Europa wird innerhalb einer bestimmten Region gehandelt.
Deutschland ist der größte Exporteur und ebenso der größte Importeur, handelt etwa mit den Niederlanden, Polen, Österreich und der Schweiz.
Wie kann man den Ursprung von Plastik in den Ozeanen berechnen?
2020 importierten Länder, deren Plastikmüll zu einem großen Teil ins Meer gelangt, 1,6 Millionen Tonnen Plastikmüll aus reichen Ländern, zum Beispiel aus Europa, Nordamerika, Japan.
Wie viel von diesem Plastik landet im Meer?
Worst Case: Angenommen, der gesamte Abfall wird falsch entsorgt. Die Wahrscheinlichkeit, dass schlecht entsorgter Abfall im Meer landet, ist am höchsten auf den Philippinen: da sind es etwa 7 Prozent. Wenn also reiche Länder ihren gesamten Plastikhandel auf die Philippinen verlagerten, gelangten 7 Prozent Plastikmüll durch Handel im Meer. Das wären 112.000 Tonnen.
Best-Case: Angenommen, nur etwa 1 Prozent des schlecht entsorgten Abfalls landet im Meer. Bei den meisten Ländern der Welt ist das so, etwa in Thailand und Kambodscha. Jedes Jahr gelangten dann 16.000 Tonnen Plastikmüll durch den Handel ins Meer.
Zusammengefasst: Da jedes Jahr etwa 1 Million Tonnen Plastik ins Meer gelangen, würden reiche Länder zwischen 1,6 Prozent (im besten Fall) und 11 Prozent (im schlechtesten Fall) zum Plastikmüll im Meer beitragen.
Die wahre Zahl liegt wohl dazwischen, bei den schon konstatierten 5 Prozent.
Besseres Abfallmanagement ist gefragt
Also würde das Ende des Plastikhandels etwa 5 Prozent zur Reduktion des Plastikmülls beitragen.
Das sind die Alternativen:
Abfallmanagementsysteme müssen in reichen Ländern ausgebaut werden. Dann muss kein Müll exportiert werden.
Die Infrastruktur und Praktiken der Abfallbewirtschaftung in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen sollte verbessert werden. Da, wo die meiste Plastikverschmutzung ihren Ursprung hat.
Ich habe folgenden Artikel von Hannah Ritchie verwendet: Hannah Ritchie (2022) - “Ocean plastics: How much do rich countries contribute by shipping their waste overseas?” Published online at OurWorldInData.org.
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