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Was Aristoteles schon wusste: Drei Teile braucht der Titel

Aktualisiert: 26. März

Ich verbreite es ständig: Kurz und knapp kommt besser an als lang, ausschweifend und akademisch. – Ist doch eh selbstverständlich, findest du? Angesichts von X und Tiktok? – Da habe ich meine Zweifel, wenn ich mir so manche Veröffentlichungen (nicht nur so manche) anschaue, insbesondere aus der Wissenschaft.


‚Einprägsam, prägnant und besser zitiert‘ – so heißt es in Nature, dem Wissenschaftsmagazin, zu einer Studie über Titel von Forschungsarbeiten. Das Ergebnis: Headlines mit einprägsamen, dreiteiligen Sätzen werden häufiger zitiert als die gängigen.


Dreiteilige Titel: ‚Einprägsam, prägnant und besser zitiert‘


Mit Hilfe von Algorithmen untersuchten die Wissenschaftler mehr als 235.000 wirtschaftswissenschaftliche sowie 93.000 medizinische und biowissenschaftliche Arbeiten. Alle hatten dreiteilige Phrasen in ihren Titeln.



drei Notizzettel an Wäscheklammern
Drei Dinge braucht der Titel. Quelle: Pixabay, RoonzNL.

Eigentlich nichts Neues. Denn die Dreierfolge kennen wir schon lange in der Poetik, also der Lehre von der Dichtkunst. Schon Aristoteles spricht von ... in sich geschlossene Handlung mit Anfang, Mitte und Ende. Das Drama hat demzufolge drei Teile.


Wir geben in der Regel drei Beispiele zur Bestätigung eines Sachverhaltes an.


Oh, jetzt brauche ich noch ein Beispiel! Ich greife mal tief in die Versmaßkiste: zum jambischen Trimeter. In einer Verszeile gibt es zwei Mal drei Betonungen. Bei Eduard Mörike hört sich das so (wunderschön) an:


Noch unverrückt, o schöne Lampe, schmückest du,

an leichten Ketten zierlich aufgehangen hier,

die Decke des nun fast vergeßnen Lustgemachs.


Ja, hab verstanden, jetzt reicht es. Bin nur kurz mal in mein Sprachstudium abgetaucht.


Komplexe Themen in markante Muster überführen


Zurück zur Studie: Dreiteilige Sätze wurden durchschnittlich 32-mal häufiger zitiert als solche mit geläufigen Titeln. Das führte die Forscher zu dem nicht überraschenden Schluss: Die Sätze machten die Titel klarer, da sie komplexe Ideen in prägnante, einprägsame Muster übertragen.


Die Beispiele aus Biologie/Medizin und Wirtschaftswissenschaft reichen von ‚Neid, Ungleichheit und Fruchtbarkeit‘ bis hin zu ‚Marktgröße, Handel und Produktivität.


Allerdings befürchte ich, falls sich jetzt die wissenschaftlichen Arbeiten mit dreiteiligem Titel häufen, dass Schema 3 nicht reicht. Fachleute, ob aus Wissenschaft oder Technik, müssen auch den Wunsch hegen, ihr Thema fassbar darzustellen.



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