Vieles drehte sich auf der Therapro um Digitalisierung und effiziente Kommunikation in Praxen, ob bei Arzt oder Physiotherapeut, in Einrichtungen. Vom 31. Januar bis 2. Februar 2025 hat hier in der Messe Stuttgart die Gesundheitsbranche ausgestellt. Mit großem Erfolg. Die Messeleitung meldet 14.185 Besucher für Therapro und die parallele Messe Medizin. Das entspreche einer Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Neben dem erwähnten digitalen Bereich gab es sehr viel Praktisches zu sehen und zu erleben. Da lagen Quasi-Patienten auf Liegen, Gesundheitsbewusste bedienten Übungsgeräte im Stehen, Laufen, Liegen. Luxuriöse Praxisinnenräume präsentierten sich – in edlem Holz gehalten, mit Klangschalen in allen Größen. Da spielten Besucher Tischtennis auf Platten im Kleinformat, jonglierten für Rücken und Gleichgewicht. Nicht nur für Fachpublikum ein Wochenend-Vergnügen.
Telematik: Ausweise für Pflegekräfte, Therapeuten
Ich hatte meine eigene Mission: Startups besuchen. Hatte vorher bereits Stände dazu ausfindig gemacht.
Zuerst steuerte ich Stand 4C48 an: d-trust. Ein ganz und gar vertrauenswürdiges Unternehmen, so der Tenor. Telematik ist das Thema, für das Gesundheitswesen also die Aufgabe Heilberufe digital zu vernetzen.
Dafür stellt d-trust etwa Ausweise her. Die Ärzte seien versorgt, hieß es, nun würden Pflegekräfte, Therapeuten ... ausgerüstet. Einen ersten Schritt hin zum digitalen Ausweis konnten Fachbesucher vor Ort machen. Denn jeder muss sich persönlich für die ID-Karte erfassen lassen. Zwei Besucherinnen finden das prima und melden sich gleich an.
Nein, ein Startup ist das Unternehmen, das zur Bundesdruckerei gehört, nicht, allerdings zum ersten Mal hier präsent. Und, das weiß Janine Neumeister jetzt schon: Sie werden nächstes Jahr wiederkommen – mit einem größeren Stand.
Gegen Digitalisierungsdruck - System für unmittelbare Kommunikation
Nun, das war zumindest ein Messe-Newcomer. Also weiter zu Stand 4C38, hier präsentierte sich Intratool.
„Jaa“, lautet die Antwort auf meine Frage nach der Gründung, „ein Startup sind wir gewesen, so vor sieben Jahren“. Aber gerne führt mir Sven-Simon Nickl die vielseitige App von Intratool vor: Mit optimierten Prozessen, Anträge, Formulare etwa können rasch ausgefüllt werden. Für die unmittelbare Kommunikation zwischen Mitarbeitern, Teams, Filialen, etwa mit Push-Nachrichten.
Apropos Filiale. Hervorgegangen ist das System aus dem Bäckerhandwerk. Nein, Sven-Simon Nickl hat das Handwerk nicht erlernt. Er kommt aus der Wirtschaftswissenschaft, hat in seiner Masterarbeit den Digitalisierungsdruck untersucht, der auf Menschen lastet. Nun arbeitet er Strategien gegen Digitalisierungsdruck aus, für eine kluge Vorgehensweise: „Wie bringe ich jemanden dazu statt der Liste auf dem Blatt Papier, die im Tablet abzuhaken.“
Auf der Therapro: TV-Wartezimmer - Mehrwert für Ärzte und Patienten
Ich drehe weiter meine Runde. Nun fällt mein Blick auf einen größeren Stand mit der Aufschrift TV-Wartezimmer. Ich halte kurz inne, mache mir meine Gedanken zu dem Zusammenhang zwischen Wartezimmer und TV. Sehe glückliche Patienten, die sich neue Netflix-Serien anschauen ...

Luca Buchmann hat mein Innehalten bemerkt und spricht mich an. Sein Thema: „Mehrwert für die Ärzte“. Über TV-Wartezimmer können sie ihren Patienten zum Beispiel Zusatzleistungen schmackhaft machen. Ja, ich finde, das ist eine gute Sache. Denn ich reagiere auf kostenpflichtige Empfehlungen von Ärzten ablehnend. (Da will mir jemand was verkaufen!) Doch ausgelagert im Wartezimmer, sind Patienten wohl eher bereit, sich informieren zu lassen.
Zudem eröffnet sich die Möglichkeit, im Wartezimmer Erklär-Filme zu zeigen, etwa zur ePA, der elektronischen Patientenakte, auch zu medizinischen Verfahren. - Natürlich profitieren wir Patienten auch von der Unterhaltung bei langen Wartezeiten.
Vorsichtig frage ich nach wegen Neugründung. „Nein“, die Idee wurde bereits vor 15 Jahren umgesetzt. Seltsam, ich bin bisher noch nicht in den Genuss gekommen. Wenn ich Glück habe, dann warte ich in einer Praxis, die wenigstens aktuelle Zeitschriften ausliegen hat.
Druckpunktmassage auf leidige Triggerpunkte
Ich setze meinen Weg fort. Da steht ein freundlicher junger Mann. Fragt, ob ich Release-U mal ausprobieren möchte. Klar, doch, bisher habe ich heute nichts getestet. Was ich sehe, ist ein Sportgerät mit senkrechter Leiste, daneben Aufsätze, große, kleine Kugeln und Räder.
Amin, so heißt der junge Mann, sucht eine kleine Kugel für mich raus, nachdem er meinte „Mit dem Rucksack über der linken Schulter können Sie eine Druckpunktmassage vertragen.“

Die Kugel fügt sich mit der Halterung ganz leicht in die Leiste ein. Eines erkenne ich unmittelbar als Vorteil gegenüber meinem Faszien-Ball: Ich kann mich unter die Kugel stellen, und auf meiner Schulter den schmerzenden Punkt, den Triggerpunkt, von oben bearbeiten.
Juxhin (gesprochen Jutchin!) erläutert, dass gerade das stufenlos verstellbare, die leichte Handhabung das Einzigartige an dem Sportgerät sei. Beide arbeiten in einem Gesundheitszentrum, das Physiotherapie und Fitnessstudio vereint. Dort haben sie das Sportgerät stehen, als Kombination für mehrer Nutzer.
Nun soll das einzelne Gerät angeboten werden – fürs Wartezimmer von Physiotherapeuten etwa oder auch die Privatwohnung. Fotos zeigen, dass es sich dezent und elegant ins private Ambiente einfügen würde.
Sie seien Startups, da sie Release-U zum ersten Mal der Branche und dem Publikum vorstellen. Na, da habe ich es ja endlich: Mein Startup.
Nun schaue ich mich noch etwas um auf der Messe und mache mich wieder auf den Heimweg. Ja, die Füße schmerzen etwas, auch kann ich durchaus weitere Triggerpunkte ausmachen ...
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